Gesprächsformen und -phasen
Tür- und Angelgespräche
„Tür- und Angelgespräche“ sind in der Regel spontan und ermöglichen einen gegenseitigen Austausch ohne großen Zeitaufwand. Solche Gespräche schaffen Vertrauen, Eltern werden beim Bringen oder Abholen ihrer Kinder begrüßt, man tauscht sich kurz aus, es werden Anekdoten erzählt oder Positives berichtet. Wichtiges oder Kritisches sollte nicht zwischen „Tür und Angel“ besprochen werden. Werden Sie bspw. nach Schulschluss an der Tür „abgefangen“ oder in ein längeres Gespräch verwickelt, vereinbaren Sie mit Ihrem Gegenüber einen Termin. Fragen Sie nach dem konkreten Anliegen, damit Sie sich in Ruhe auf das Gespräch vorbereiten können.
Beratungsgespräche
Eltern werden in der Regel in Lern-, Entwicklungs- und Erziehungsangelegenheiten von Lehrerinnen und Lehrern beraten. Während die Zeit an Elternsprechtagen meistens knapp bemessen ist und Eltern oft nur kurz über den Leistungsstand des Kindes informiert werden können, gibt es die Möglichkeit, mit Eltern ein Beratungsgespräch außerhalb der Elternsprechtage zu führen. Diese Gespräche sollten gut vorbereitet sein und strukturiert ablaufen. Denn allzu schnell kann es passieren, dass aus einem lockeren spontanen Gespräch oder aus einem „Tür- und Angel-Gespräch“ ein ernstes Beratungs- oder Konfliktgespräch entsteht und man in den Sog von Verwirrungen oder Unklarheiten hineingezogen wird. Eine mögliche objektive Betrachtung bzw. Klärung des Problems wird dadurch erschwert.
Mögliche Phasen eines Beratungsgesprächs:
- Eröffnung des Gesprächs
- Klärung des Anliegens
- Analyse der Situation
- Erarbeitung von Lösungsperspektiven
- Abschluss
1. Eröffnung des Gesprächs
Zu Beginn eines Gesprächs ist es wichtig, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen bzw. eine angemessene Beziehung aufzubauen. Dazu gehört zunächst das Setting: eine persönliche und freundliche Begrüßung, ggf. das Bereitstellen von Getränken und das Schaffen einer einladenden und störungsfreien Umgebung. Ein kurzer Small Talk kann helfen, einen Einstieg in das Gespräch zu finden.
Die Rahmenbedingungen (Dauer und Ablauf des Gesprächs) und Grundhaltungen wie Offenheit, Transparenz und Vertraulichkeit sollten in dieser Phase besprochen werden.
2. Klärung des Anliegens
Diese Phase dient dazu, das eigentliche Beratungsanliegen zu besprechen und zu konkretisieren. Dabei ist es wichtig, aktiv zuzuhören, Eltern berichten zu lassen, interessiert nachzufragen und am Ende den Erwartungshorizont (Ziel des Gesprächs) festzulegen.
3. Analyse der Situation
In dieser Phase wird das Beratungsanliegen näher beleuchtet. Alle erforderlichen Informationen werden zusammengetragen, ggf. Abläufe rekonstruiert, Gefühle/Emotionen können angesprochen, Gedanken, Empfindungen sowie Assoziationen gesammelt werden. Alles, was nötig ist, um die Situation zu analysieren, wird an dieser Stelle gebündelt.
4. Erarbeitung von Lösungsperspektiven
Die zusammengetragenen Informationen werden im Hinblick auf das Beratungsanliegen bzw. die Situation in dieser Phase reflektiert und bewertet. Es folgt das gemeinsame Erarbeiten von Lösungs- oder auch Umsetzungsmöglichkeiten. Die Bandbreite möglicher Lösungsperspektiven ist groß. Das kann das gemeinsamen Überlegen von konkreten Maßnahmen sein, die helfen könnten, oder auch die Weitervermittlung an Institutionen oder Beratungsstellen.
5. Abschluss
In dieser Phase werden die Ergebnisse und wichtigsten Gesprächspunkte im Hinblick auf das Gesprächsziel zusammengefasst. Die nächsten Schritte und ggf. weitere Gesprächstermine werden (nach Möglichkeit schriftlich) vereinbart.
Das Gespräch sollte mit einer Metakommunikation („Wie geht es Ihnen jetzt?“), einem kurzen Austausch/Small Talk und einer persönlichen Verabschiedung beendet werden.
Schwierige Gespräche
Schwierige Gespräche zu führen, ist gar nicht so einfach und für beide Seite meist unangenehm – egal, ob es um einen Konflikt zwischen den Gesprächsparteien geht oder um Kritik, die von einer Seite geäußert wird. Konflikte sollte man nicht schwelen lassen, sondern offen und sachlich ansprechen. Und mit Kritik sollte konstruktiv umgegangen werden. Wie bei Beratungsgesprächen ist es wichtig, sich auf solche Gespräche vorzubereiten und ihnen eine Struktur zu geben. Nach Möglichkeit sollte schon im Vorfeld geklärt sein, um was es geht.
Während ein Konfliktgespräch das Ziel hat, einen bestehenden Konflikt zu lösen, stellt das Kritikgespräch eine Einladung zur Veränderung dar. Verhaltensänderungen sind jedoch freiwillig. Das Gespräch lohnt sich jedoch auch schon deshalb, weil es Gelegenheit bietet, den aufgestauten Ärger loszuwerden. Und das entkrampft oft schon die Beziehung zum Gegenüber.
Mögliche Phasen eines Konflikt- oder Kritikgesprächs:
- Rahmensetzung
- Austausch der Sichtweisen
- Aushandeln von Lösungen
- Treffen von Vereinbarungen
1. Rahmensetzung
Wie in allen Gesprächen sollte vorab Klarheit über das Thema und die Zielsetzung bzw. den Erwartungshorizont herrschen, um – gerade bei schwierigen Gesprächen – keinen Nährboden für aufkeimende Ängste durch Unklarheit zu bieten. Im Gegensatz zu Beratungsgesprächen ist hier ein Vorspann mit Small Talk nicht immer stimmig, da es den Eindruck eines „Reden um den heißen Brei“ erwecken könnte. Es würde zudem besondere Kraft kosten, bei dem inhaltlichen Wechsel von freundlichem Smalltalk hin zu Kritik weiterhin zugewandt zu bleiben. Außerdem besteht die Gefahr, durch nettes Plaudern im Vorfeld die eigenen Aussagen abzuschwächen. Es gilt die Faustregel: Je unangenehmer ein Gespräch zu werden droht, desto schneller sollte man zur Sache kommen. Um das Gegenüber nicht zu überrumpeln und einen akzeptablen Einstieg zu finden, sollte man den Rahmen des Gesprächs setzen: Thema und Zielsetzung/Erwartungshorizont.
2. Austausch der Sichtweisen
In dieser Phase werden nacheinander die Sichtweisen dargelegt. Es ist die Phase des (aktiven) Zuhörens. Probleme, Konflikte werden angesprochen, Gefühle zum Ausdruck gebracht. Dabei sollte die- oder derjenige, die oder der berichtet, möglichst sachlich bleiben und Ich-Botschaften senden. Die- oder derjenige, die oder der zuhört, sollte beim Zuhören bleiben und – wenn überhaupt – an dieser Stelle lediglich Verständnisfragen stellen. Bewertende oder gar abwertende Äußerungen von beiden Seiten sind destruktiv und drängen das Gegenüber oft in eine Rolle des Rechtfertigens.
3. Aushandeln von Lösungen
Ist der Konfliktpunkt soweit aufbereitet oder ist Kritik angebracht und sind die Sichtweisen ausgetauscht worden, geht es nun darum, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und diese auch auszuhandeln. Wichtig sind in dieser Phase einvernehmliche Lösungen, die von beiden Seiten akzeptiert werden.
4. Treffen von Vereinbarungen
Wie auch in einem Beratungsgespräch sollten die Ergebnisse bzw. getroffene Vereinbarungen schriftlich fixiert werden. Falls der Konflikt nicht gelöst werden kann, die Situation noch immer schwierig ist, ist es wichtig, das Gespräch möglichst positiv mit freundlichen aufmunternden (Abschieds-) Worten zu beenden.