Qualitätsaussagen zur Elternmitwirkung
Schulen, Schulleitungen und Lehrkräfte haben einen großen Handlungs- und Gestaltungsspielraum, wenn es um den Rahmen der elterlichen Mitwirkung geht. Eine aktive Beteiligung der Eltern, Projekte und Initiativen mit ebendiesen finden allerorts und in unterschiedlicher Ausprägung statt. Viele gute Aktionen führen zu nachhaltigen Entwicklungen oder werden in Schulentwicklungsprozesse eingebunden. Qualitätsaussagen, Kriterien oder Leitlinien, die allen Beteiligten transparent sind, helfen bei der Zusammenarbeit und der schulischen Weiterentwicklung.
Im Folgenden werden der Referenzrahmen Schulqualität NRW sowie exemplarisch weitere Qualitätsmerkmale und Leitlinien schulischer Elternarbeit vorgestellt.
Referenzrahmen Schulqualität NRW - Orientierung und Impulsgeber
Im Referenzrahmen Schulqualität NRW sind Qualitätsaussagen mit dem Ziel zusammengestellt, allen an Schule Beteiligten transparent zu machen, was unter guter Schule und qualitätsvollem Unterricht verstanden werden kann.
Aussagen zur Elternmitwirkung
Der Referenzrahmen zeigt vielfältig die Mitwirkungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten von Eltern auf und liefert Hinweise sowie Impulse, in welchen Bereichen Eltern mitwirken können und in welchen Bereichen sie Unterstützung seitens der Schule erhalten. Er bietet Orientierung, z. B. in den Bereichen:
Beratung
Eltern werden systematisch in Lern-, Entwicklungs- und Erziehungsangelegenheiten beraten. Die Schule unterstützt sie, indem sie außerschulische Beratungsmöglichkeiten aufzeigt (z. B. Jugendhilfe, Selbsthilfeorganisationen, soziale Dienstleister) sowie Eltern über den Lernstand und die Lernentwicklungen in fachlichen und überfachlichen Bereichen informiert und berät. (Quelle: vgl. Referenzrahmen Schulqualität NRW, S. 42)
Das Online-Unterstützungsportal des Referenzrahmens Schulqualität NRW bietet konkrete Hinweise:
Dimension 2.8 Feedback und Beratung (Inhaltsbereich 2 Lehren und Lernen)
siehe Registerkarten zu: 2.8.2 Die Schülerinnen und Schüler sowie die Erziehungsberechtigten und ggf. Ausbildungsbetriebe werden systematisch in Lern-, Entwicklungs- und Erziehungsangelegenheiten beraten.
Demokratische Gestaltung
Die Schule bezieht Eltern aktiv in die Gestaltung des Schullebens ein und lässt sie demokratisch teilhaben. Kompetenzen und Vorschläge werden wertschätzend einbezogen. Die Schule fördert, dass Eltern Funktionen und Ämter in der Schule übernehmen und aktiv in die Gremienarbeit einbezogen werden. Eltern werden rechtzeitig über die Belange der Schule informiert - verständlich und nachvollziehbar auch für diejenigen, die über geringe Deutschkenntnisse verfügen. (Quelle: vgl. Referenzrahmen Schulqualität NRW, S. 56)
Das Online-Unterstützungsportal des Referenzrahmens Schulqualität NRW bietet konkrete Hinweise:
Dimension 3.3. Demokratische Gestaltung (Inhaltsbereich 3 Schulkultur)
siehe Registerkarten zu: 3.3.1 Die Schule verfügt über eine demokratische Gestaltungs-, Diskussions- und Streitkultur.
Kommunikation und Kooperation
Die Schule ermöglicht den Eltern, Informationen über Unterrichtsinhalte und die didaktisch-pädagogische Arbeit – insbesondere unter Berücksichtigung der familiensprachlichen Kontexte – in nachvollziehbarer Weise zu erhalten. Eltern werden in die Entwicklungsarbeit der Schule aktiv eingebunden. (Quelle: vgl. Referenzrahmen Schulqualität NRW, S. 57f)
Das Online-Unterstützungsportal des Referenzrahmens Schulqualität NRW bietet konkrete Hinweise:
Dimension 3.4 Kommunikation, Kooperation und Vernetzung (Inhaltsbereich 3 Schulkultur)
siehe Registerkarten zu: 3.4.2 In der Schule wird systematisch kooperiert.
Gesundheit und Bewegung
Die Schule kooperiert in Fragen der Gesundheitsbildung und Prävention (z. B. Ernährung, Suchtprävention und psychische Gesundheit) mit den Eltern und beteiligt diese an sportlichen Veranstaltungen. (Quelle: vgl. Referenzrahmen Schulqualität NRW, S. 61f)
Das Online-Unterstützungsportal des Referenzrahmens Schulqualität NRW bietet konkrete Hinweise:
Dimension 3.6 Gesundheit und Bewegung (Inhaltsbereich 3 Schulkultur)
Hinweise zur Elternmitwirkung:
Hinweise zur Elternmitwirkung im Referenzrahmen Schulqualität NRW (PDF, 577KB)
Leitlinien zur vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Schule
Schulen in Nordrein-Westfalen haben in ihren Schulprogrammen Leitlinien bzw. pädagogische Konzepte zur Gestaltung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Schule und Elternhaus erarbeitet. Darüber hinaus findet man auch in anderen Bundesländern entsprechende Grundsätze und Qualitätsmerkmale, die Orientierung geben können.
Eine gute Zusammenarbeit kann nur im Rahmen einer wertschätzenden Kooperation und Kommunikation untereinander gelingen. Die Stiftung Bildungspakt Bayern hat bspw. im Rahmen des Schulversuchs "AKZENT Elternarbeit" Leitlinien zur Gestaltung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Schule und Elternhaus entwickelt, die hier exemplarisch herangezogen werden. So tragen die Eckpfeiler Gemeinschaft, Kooperation, Kommunikation und Mitsprache wesentlich zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit von Eltern und Schule bei.
Gemeinschaft - Eltern fühlen sich wertgeschätzt und für die gemeinsamen Ziele verantwortlich.
Um auch berufstätigen Eltern leichter den Kontakt zur Schule zu ermöglichen, erzeugen z. B. flexible Sprechstundenmodelle ein "Wir"-Gefühl. Ebenso sorgen Elterncafés, Elternstammtische oder andere Begegnungen für einen kontinuierlichen Austausch.
Kommunikation - Eltern und die Schule informieren sich gegenseitig über die Bildung und Erziehung ihrer Kinder.
Eltern nehmen Gesprächs- und Informationsangebote der Schule wahr, indem bspw. im Rahmen von Elternabenden relevante Bildungs- und Erziehungsfragen gemeinsam diskutiert werden.
Kooperation - Eltern und die Schule arbeiten gemeinsam am Erziehungs- und Bildungserfolg ihrer Kinder.
Eine Vernetzung/ein Austausch innerhalb der Elternschaft ermöglicht gegenseitige Hilfestellungen. Elternstammtische oder eine digitale Plattform bieten vielfältige Möglichkeiten. Auch Gespräche zwischen Eltern und Lehrkräften über den regelmäßigen Elternsprechtag hinaus, z. B. in Form von Dreier-Gesprächen (Kind-Eltern-Lehrkraft) oder Sprechstunden fördern die Zusammenarbeit. Ein kontinuierlicher Informationsfluss (ob analog oder digital) ist eine wesentliche Voraussetzung für die Kooperation.
Mitsprache - Eltern nehmen ihre gesetzlich geregelten Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten wahr - ob im Rahmen einer Gremienarbeit oder einer gremienfreien Mitarbeit.
(Quelle: PROJEKTE ABGESCHLOSSEN AKZENT Elternarbeit – Stiftung Bildungspakt Bayern)
Qualitätsmerkmale schulischer Elternarbeit
Eine wissenschaftliche Expertenkommission hat – einberufen von der Vodafone-Stiftung – im Jahr 2013 Empfehlungen zusammengestellt, die auf Erkenntnissen der internationalen Forschung und wesentlich auf den von der U.S.-amerikanischen National Parent Teacher Association (PTA) entwickelten „Standards of Family-School Partnership“ gründen. Mitgewirkt haben außerdem zahlreiche Praxisvertreterinnen und -vertreter zum Zwecke der Praxistauglichkeit. Vier Qualitätsmerkmale für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule wurden herausgestellt:
"Willkommens- und Begegnungskultur
Leitbild: Die Gemeinschaft stärken: Alle Eltern fühlen sich als Teil der Schulgemeinschaft wohl und wertgeschätzt."
"Vielfältige und respektvolle Kommunikation
Leitbild: Die Eltern und Lehrkräfte informieren einander regelmäßig und auch anlassunabhängig über alles, was für die Bildung und Erziehung der Kinder von Bedeutung ist."
"Erziehungs- und Bildungskooperation
Leitbild: Die Eltern, Lehrkräfte und Schüler arbeiten gemeinsam am Erziehungs- und Bildungserfolg und stimmen sich über Lernziele und -inhalte ab. Die individuelle Mitbestimmung von Eltern und Schülern ist gewährleistet."
"Partizipation der Eltern
Leitbild: Die kollektive Mitbestimmung und Mitwirkung der Elternschaft ist gewährleistet. Sie werden, sofern erwünscht und praktikabel, in Entscheidungen über das Schulleben und Unterrichtsgeschehen eingebunden. Die Schüler werden angemessen beteiligt."
(Quelle: Qualitätsmerkmale Schulischer Elternarbeit – Vodafone Stiftung Deutschland)
Fazit
Eine erfolgreiche Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus kann gelingen, wenn alle Beteiligten auf der Grundlage eines wertschätzenden und respektvollen Umgangs miteinander kommunizieren und kooperieren sowie Eltern ihre gesetzlich geregelten Mitwirkungsmöglichkeiten wahrnehmen und sich im Rahmen einer Gremienarbeit oder gremienfreien Mitarbeit aktiv beteiligen.